Zurückdrängen invasiver Arten

Im Naturschutzgebiet Himmelmoor fördern wir wichtige Arten des Hochmoors durch Bekämpfung der Spätblühenden Traubenkirsche.

Spätblühende Traubenkirsche, Prunus serotina – ein invasiver Neophyt

Neben der heimischen Gewöhnlichen Traubenkirsche (Prunus padus) finden sich immer häufiger die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina) in unserer Landschaft. Sie ist ein sogenannter Neophyt, also eine Pflanze, die erst nach nach 1492 eingeführt wurde. Bei uns gibt es etwa 470 etablierte Neophyten. Über viele von diesen Pflanzen freuen wir uns. Nur etwa zehn Prozent von ihnen haben problematische Eigenschaften. Sie können die biologische Vielfalt gefährden. Deshalb werden sie als „invasiv“ bezeichnet. Quelle: Bundesamt für Naturschutz

Wieso ist Prunus serotina ein Problem, besonders bei uns im Hochmoor?

  • Sie ist eine Pionierbaumart und kann sehr früh, sehr viele Nachkommen erzeugen – ein Baum produziert über 8.000 Früchte. Die meisten davon keimen direkt unter dem Baum. Einige werden aber von Vögeln und Säuge􀆟 eren weit verbreitet.
  • Ihr Laub reichert den Boden mit Nährstoffen an – ein Hochmoor ist jedoch extrem nährstoffarm
  • Die dichte Krone bescha􀆩 et den Boden – die typischen Hochmoorpflanzen brauchen allerdings sehr viel Licht, ein Hochmoor ist praktisch Baum frei
  • Veränderung des Wasserhaushaltes in degenerierten Mooren – die Traubenkirschen Bäume verdunsten sehr viel Wasser
  • Hierduch werden Artenzahlen und -häufigkeiten krau􀆟 ger Arten und Moose im Moor verringert
  • Seltene Arten werden verdrängt

Wo kommt die Spätblühende Traubenkirsche im Himmelmoor vor?

Die spätblühende Traubenkirsche breitet sich vom Torfwerk aus in das Naturschutzgebiet hinein aus. In der Nähe der Bebauung (Torfwerk und Gebäude an der Himmelmoorstraße) finden sich große Bestände. In den nord-westlichen Bereich nur einige kleinere Vorkommen. Auf einer Google Karte können Sie die von uns kartierten Traubenkirschen im Betreuungsgebiet des Fördervereins Himmelmoor e.V. (östlicher Bereich) ansehen. Das Himmelmoor ist großflächig entwässert. Nur in Teilen fand eine Wiedervernässung statt. Überall da, wo ein hochmmoortypischer hoher Wasserstand wieder hergestellt werden konnte, finden sich keine Spätblühenden Traubenkirschen. Sie vertragen im Gegensatz zu ihrer heimischen Schwester, der Gewöhnlichen Traubenkirsche, keine höheren Wasserstände. Leider wird es noch einge Jahre dauern, bis hoffentlich auch in den trocken gelegten Bereichen wieder mehr Wasser im Boden ist. Damit sich die Sprätblühende Traubenkirsche bis dahin nicht noch weiter im Himmelmoor ausbreitet, versuchen wir, sie auf verschiedene Weise zu bekämpfen.

Bekämpfung der Spätblühenden Traubenkirsche

Da das Himmelmoor ein Naturschutzgebiet ist, erfolgt die Bekämpfung in enger Absprache mit den Naturschutzbehörden. Kleine Pflanzen werden von Hand ausgerissen. Ältere Bäume werden bis auf einen schmalen Steg geringelt. Der Transport der Assimilate*  zu den Wurzeln wird stark verringert. Der Baum s􀆟 rbt (hoffentlich) ab. Das einfach Absägen führt leider nur zu einem verstärkten Austrieb. Die neu ausgetriebenen Sprosse müssen regelmäßig entfernt werden. * von den Pflanzen durch Photosynthese hergestellte Stoffe, zum Beispiel Zucker.

Herkunft von Prunus serotina

Die spätblühende Traubenkirsche liefert in ihrer Heimat in den östlichen USA gerade wachsende Stämme im Forst. Sie ist dort der „Brotbaum“ der Förster:innen. 1796 wurde sie bei uns im Forstbau eingeführt. Sie sollte in den Kiefernwäldern die Humusschicht im Boden verbessern. Deshalb wurde auch nicht auf die Herkünfte der Pflanzen geachtet. Viele spätblühenden Traubenkirschen bilden deshalb keine geraden Stämme aus. Schon 1685 wurde sie in Deutschland als Zierbaum gepflanzt. Leider haben sich die in sie gesetzten Erwartungen als Forstgehölz nicht erfüllt – im Gegenteil. Der Strauch ist sehr konkurrenzstark und breitet sich auf unterschiedlichen Standorten stark aus. In den Niederlanden wurde sie lange Zeit mit hohem Aufwand bekämpft. Leider erfolglos. Vielleicht freuen wir uns in zeiten des Klimawandels ja noch über die Sprätblühende Traubenkirsche im Wald – nur nicht im Hochmoor. Da gehört sie definitiv nicht hin!

Aktiv für den Natur-, Arten- und Klimaschutz

Wer Lust auf aktive Arbeit im Natur, Arten- und Klimaschutz hat, ist herzlich willkommen bei uns. Die Bekämpfung der Spätblühenden Traubenkirsche ist ein Beispiel, wie wir uns aktiv  für unsere Umwelt einsetzen. Die noch vorhandenen Reste der Hochmoor Pflanzen und Tiere werden aktiv geschützt. Im Sommer sind wir regelmäßig im Moor unterwegs. Am ersten und dritten Sonntag ist das Torfwerk geöffnet – einfach vorbeikommen und mitmachen! Von Oktober bis Februar sind wir dann auch wieder in den Flächen unterwegs und bieten vor allem den Spätblühenden Traubenkirschen und den Birken Einhalt. Jede helfende Hand ist willkommen!